Archives 2015

  • Kulinarik und Natur im westirischen Dingle

    Dingle Küste

    Die Küste vor Dingle

    Vielleicht liegt es ja an der frischen Seeluft, dass die Menschen in Dingle eine besondere Neigung zu frischen und gesunden Lebensmitteln haben – jedenfalls viele von ihnen. Auf dem täglichen kleinen Markt des 2500 Einwohner zählenden Küstenorts am äußersten süd-westlichen Zipfel von Irlands Küste jedenfalls kann man täglich frisches Biogemüse kaufen, hervorragenden Käse von Kuh, Schaf oder Ziege und Bio-Wurst. Ein paar Schritte weiter am Hafen gibt es fangfrischen Fisch. Frischer geht es nicht. So wundert es nicht, dass es in Dingle nicht nur einige ausgezeichnete Restaurants gibt, sondern sogar eine Kochschule. Mark Murphy, der sie betreibt, stammt aus Dublin und hat dort und in der Schweiz in erstklassigen Restaurants als Koch gearbeitet hat, bevor er sich in Dingle niederließ und hier eine Cookery School gründete.

    Mark in Kochschule2

    Mark Murphy in seiner Kochschule

    Doch bevor wir nach Marks Anweisungen die Kochlöffel schwingen, begleiten wir ihn erst einmal zum Einkaufen auf den Markt und zum Hafen. Denn natürlich kommt es beim Kochen zuerst und vor allem auf die Qualität der Zutaten an. Mark entscheidet sich für neue Kartoffeln –  die gibt es in Irland auch schon im Juni – bunten Mangold, verschiedene frische Blattsalate, Lauch, Käse und Wurst.

    Fischer3

    Fischer mit dem catch of the day

    Im Hafen wird heute als catch oft the day Pollock angeboten. So heißt hier eine besondere Art von Kabeljau – ein ganz hervorragender Fisch. Der Fischer hat ihn schon ausgenommen, und Mark zeigt uns in seinem Studio, das praktischerweise nur ein paar Schritte vom Hafen entfernt ist, als erstes, wie man den gar nicht kleinen Fisch ordnungsgemäß filetiert und entgrätet.

    An das große, dünne Messer muss man sich erstmal ran trauen, an das große dicke für das Gemüse ebenfalls… Doch der korrekte Umgang mit dem „Werkzeug“ ist erfreulicherweise auch Teil des Kurses, und so verliert man nicht nur die Scheu davor, sondern schwingt die Gerätschaften nach ein bisschen Übung schon ganz passabel übers Brett: Spitze nach unten aufs Brett, den Griff wie einen Tennisschläger umklammert, mit nach innen gekrümmten Fingern der anderen Hand die Zwiebel festgehalten und los geht’s. Es empfiehlt sich trotzdem, erstmal keinen Geschwindigkeitsrekord aufstellen zu wollen.

    Die Zwiebeln kommen in den bunten Salat vom Markt, zum Fisch gibt es außerdem mashed potatoes mit Lauch sowie Brokkoli und Blumenkohl aus dem Ofen mit Öl übergossen und leicht gewürzt mit Salz und Pfeffer. Auch beim Fisch wird nicht viel getrickst, zumindest nicht in unserem Halbtageskurs… Den gesalzenen Fisch auf der Haut in ein wenig Öl angebraten, später noch Pfeffer dazu – fertig.

    Teller Kochschule

    Das Ergebnis des Kochkurses kann sich sehen lassen und schmeckt auch

    Es ist eher ein Grundkurs, den wir besuchen, aber es ist kein Fehler, erstmal mit den Grundlagen anzufangen und sich dann weiter zu perfektionieren. Immerhin beinhaltet der Kurs auch Brotbacken und einen Pudding genannten Kuchen als Dessert. Und das alles inclusive Einkaufen in nicht mal 3 Stunden! Mark bietet Kurse in unterschiedlichen Längen und Intensitäten an.

    Aber auch ohne Kochkurs kann man in und um Dingle kulinarische Entdeckungen machen, zum Beispiel im Global Village Restaurant, dessen Fenster mit Michelin-Empfehlungen regelrecht zugeklebt sind. Jeder Gang des Fünf-Gänge-Menüs mit Vorspeise, Süppchen, Fisch, Lamm und Dessert war außergewöhnlich delikat: beste Zutaten mit Hingabe, Fantasie und Sachverstand zubereitet. Eine unbedingte Empfehlung! Nur sollte man vielleicht schon von zu Hause aus reservieren, denn das kleine Lokal ist – wen wundert’s – fast immer ausgebucht.

    Dingle Häuser1

    Die Hauptstraße von Dingle mit ihren zahlreichen Pubs und Restaurants

    Trotz der Exquisität von Martin Bealins Küche sind seine Kreationen nicht abgehoben, sondern vermitteln immer eine gewisse Erdung, was auch zu Dingle passt. Denn das Dörfchen mit seinen lustigen rot, grün, gelb oder violett gestrichenen Häuserchen und seinen fröhlichen und zugänglichen Einwohnern ist alles andere als ein hot-spot-Touristenort – auch wenn hier im Sommer durchaus zahlreiche (Tages-)Touristen anzutreffen sind. Einige von ihnen kommen wegen eines mittlerweile recht berühmten Bewohners des Hafenbeckens namens Fungie. Fungie ist ein Delphin, der seit über 30 Jahren Zeit im großen natürlichen Hafen von Dingle lebt und sich auch durchaus gerne den nach ihm ausschwärmenden Touristenbooten zeigt. 2013 wurde Fungie zum 30-jährigen Jubiläum seines ersten Auftauchens die Ehrenbürgerwürde Dingles verliehen.

    Wer das Glück hat, eine solche Bootstour mit Michael Doolew zu machen, der erfährt nebenbei auch noch so gut wie alles über die Geschichte dieser Gegend. Dass sogar die Habsburger hier mal zugange waren und wann hier ein Schiff der spanischen Armada versenkt wurde und, und, und. Obgleich Doolew wie ein Fischer aus dem Bilderbuch aussieht, ist er gelernter Banker. Die Bank aber hat er hinter sich gelassen, um hier in Dingle Bay als Geschichte(n)erzähler auf dem Meer zu arbeiten…

    fungie

    Der Ehrenbürger von Dingle zeigt sich seinen Fans

    Die eigentliche Attraktion der Gegend aber ist weniger Dingle als vielmehr die umliegende Küstenlandschaft mit ihren wilden Buchten und gebirgigen, sattgrünen Anhöhen. Hier kann man am sogenannten Wild-Atlantik-Way entlangfahren und nach beinahe jeder Biegung eine noch schönere Aussicht genießen. Und natürlich lassen sich auch wunderbare Wanderungen an der Küste unternehmen. Fast überall könnte man einen Werbefilm für irische Butter drehen. Oder „Ryan’s Daughter“, der hier tatsächlich entstanden ist. So wildromantisch und naturbelassen die Gegend mit dem Namen Blasket ist, so ärmlich war das Leben der Menschen hier noch vor nicht allzu langer Zeit.

    Es gehört zu den staunenswerten Besonderheiten der Iren, dass sie ihrer Armut nicht nur durch Auswanderung sondern auch durch Literatur zu entkommen suchten. In den 30er und 40er Jahren entstanden hier, wo nur ein paar hundert Menschen lebten, nicht weniger als 40 Romane! Ein weiterer Beleg für die besondere Leidenschaft der Iren fürs Schreiben. Immerhin stammen bislang vier Nobelpreisträger für Literatur von der Insel – Oscar Wilde und James Joyce zählen übrigens nicht dazu…
    Ein nagelneues, schön in die Landschaft eingebundenes Museum, das Blasket Island Centre, dokumentiert den Alltag der Menschen in früheren Zeiten und porträtiert die von hier stammenden Schriftsteller.

    Wanderweg

    Wanderweg in Blasket

    In der Nähe der “Ryan’s Daughter”-Kulisse liegt auch O’Gorman’s Clifftop Restaurant mit angeschlossenem kleinen Hotel. Sile Gorman bewirtet hier ihre Gäste vor einem grandiosen Meeres-Panorama mit hervorragender überwiegend biologischer Küche. Vor kurzem wurde die sympathische Wirtin als „Host oft he Year“ ausgezeichnet. Womit wir wieder bei der Kulinarik wären, zu der es noch viel zu sagen gäbe. Zum Beispiel, dass hier das Crean Beer in der Dingle Brewing Company gebraut wird, das so frisch und würzig schmeckt, wie die Landschaft drumherum aussieht oder dass es hier ein wunderbares handgemachtes Eis von Murphy’s gibt, das aus ausgesuchten Zutaten der Umgebung hergestellt wird. Don’t miss, but don’t mix! Bier und Eis gut auseinander halten, und die Schaukelfahrt auf dem Atlantik auf der Suche nach Fungie vielleicht auch besser vor der Brauereibesichtigung unternehmen…

    Brewing Company

    Dingles Bierbrauerei – von hier kommt das vorzügliche Crean Beer

    Autor: Robert Jungwirth

    Reiseinfos:

    www.ireland.com/de-de/reiseziele/republic-of-ireland/kerry/dingle/

    Anreise per Flugzeug nach Dublin z.B. mit Air Lingus von vielen deutschen Flughäfen aus, dann weiter mit dem Bus oder vom Flughafen Dublin per Flugzeug weiter zum Regionalflughafen Kerry.

    Empfehlenswertes Hotel in Dingle: Dingle Benners Hotel. Gemütliches und stilvolles alt-irisches Hotel mit hohem Standard und full irish breakfast! Man kann sich aber auch z.B. einen Fisch zum Frühstück braten lassen.
    www.dinglebenners.com

    Empfehlenswerte Restaurants in und um Dingle:

    Global Village Restaurant: www.globalvillagedingle.com

    Ashes Bar & Restaurant: www.ashesbar.ie

    O’Gorman’s Clifftop Restaurant: www.gormans-clifftophouse.com/our-restaurant.html

    Online-Reisejournal 2015

  • Bern und Umgebung: Kunst, Design und Whisky

    Blick auf Bern vom Rosengarten aus

    Bern ist eine der beschaulichsten Hauptstädte der Welt – vielleicht sogar die beschaulichste. In der im Zentrum der Altstadt gelegenen Gerechtigkeitsgasse mit ihren seit etwa 300 Jahren unveränderten Fassaden und den vielen schönen alten Brunnen fühlt man sich unmittelbar in eine andere Zeit versetzt – wenn nicht ab und zu Autos oder Busse vorbeifahren würden, wäre die Illusion perfekt.
    Zwar ist diese schönste Straße Berns verkehrsberuhigt, aber noch nicht genug. Noch immer holpern zahlreiche Fahrzeuge über das hübsche Kopfsteinpflaster – kontrolliert wird nicht. Und jedes Auto, das durchfährt, stört die Beschaulichkeit durch Lärm und Abgase. Immerhin fahren die städtischen Busse hier zumindest teilweise mit Strom. Gäbe es die Autos nicht, könnte man selbst im Angesicht der riesigen Turmuhr aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, der sogenannten Zytglogge, hier glatt aus der Zeit fallen.

    Den Bernern scheint es trotz der guten Sichtbarkeit der Uhr ganz gut zu gelingen, die Zeit zu vergessen. Sie sind gemütliche Menschen. Sich Zeit nehmen, nicht in Hektik zu verfallen, ist für sie eine Lebenseinstellung. „Ja ned gschprängt“, heißt die Devise, was man mit „nur nicht hetzen“ übersetzen kann. Der Berner an sich ist also entschleunigt – und liegt damit gerade voll im Trend. Nur dass die Entschleunigung in Bern schon seit Jahrhunderten praktiziert wird, und die Berner dafür sogar von den restlichen Schweizern mitunter belächelt werden.

    Die Zytglogge

     

     Die Zytglogge mit ihrem witzigen Figurenspiel, in dem natürlich ein Bär – das namensgebende Wappentier der Stadt – ein krähender Hahn, ein kopfwackelnder Bürgermeister und ein Narr, der die Glocke schlägt, wann es ihm gerade passt, vorkommen, ist ein so amüsanter Blickfang, dass man darüber glatt vergisst, auf die Zeit zu sehen, die das Zifferblatt anzeigt.

    Die Insellage der Stadt hoch über der u-förmigen Schlaufe des Flusses Aare trägt vielleicht auch das ihre zu der etwas weltentrückten Atmosphäre Berns bei. Und vermutlich war es auch kein Zufall, dass ausgerechnet hier im Jahr 1905 in der Kramgasse Nr. 49, nur 200 Meter von der Zytglogge entfernt, Albert Einstein seine Relativitätstheorie erdachte. In dem Haus ist heute ein Museum untergebracht, das zeigt, wie der große Physiker damals gewohnt hat.

    Nachdenken über das Wesen der Zeit kann man sehr gut auch in den vielen Cafés und Restaurants an oder unter den sich über 6 Kilometer erstreckenden Arkaden und an den Orten, von denen man auf den Fluss hinunterblicken kann. Es sind oft spektakuläre Ausblicke, die sich da dem Betrachter bieten, etwa von der großen Münsterplattform aus, die gleichzeitig der einzige richtige Park der Altstadt ist und der mit seinen hübschen Bänken unter schattigen Bäumen zum Verweilen einlädt.

    Ein Zentrum für Paul Klee

    Aber selbst für Berntouristen kann es sich lohnen, das Stadtidyll mal zu verlassen – zumal man es in etwa 2 Stunden zu Fuß bequem abgelaufen hat – um zum Beispiel das Zentrum Paul Klee zu besuchen, das die Stadt 2005 ihrem bedeutendsten Künstler von dem Star-Architekten Renzo Piano errichten hat lassen. Das Museum besitzt die weltweit größte Sammlung von Gemälden und Zeichnungen Klees und veranstaltet regelmäßig Sonderausstellungen, wie derzeit „Klee und Kandinsky“ – die weltweit erste Ausstellung über diese so wichtige und fruchtbare Künstlerfreundschaft, die 1911 in München begonnen hat, sich dann in Weimar und Dessau, wo beide Maler am Bauhaus unterrichteten, intensivierte, bis sie die Emigration auseinandertrieb – Klee in die Schweiz und Kandinsky nach Paris.

    Zunächst ist der 13 Jahre ältere Kandinsky ein wichtiger Bezugspunkt und Ideengeber für den jungen Paul Klee – Klees Reiterzeichnungen aus dieser Zeit verweisen deutlich auf die Reiter-Motivik in manchen von Kandinskys Bildern. Später lässt sich auch Kandinsky von Motiven Klees inspirieren. Auch der Bezug zur Musik ist für beide Maler sehr wichtig und äußert sich in ihren Werken auf vielfältige Weise. Schließlich ist es das Experimentieren mit neuen Techniken, wie der Spritztechnik, bei denen man Parallelen feststellen kann.
    All dies dokumentiert die Berner Ausstellung anhand zahlreicher ausgewählter Werke von Kandinsky und Klee, ohne den Besucher aber mit Eindrücken und Informationen zu überfrachten. Locker gehängt, können die Bilder in der lichten, schön gewölbten Halle ihre Wirkungen ideal entfalten. Die Ausstellung ist in acht Kapitel unterteilt, die jeweils mit knappen, aber sehr informativen Texten versehen sind.

    Zentrum Paul Klee bei Bern

     

    Design-Tour durchs Langenthal

    Wer sich für angewandte Kunst, sprich Design interessiert, der kann sich bei einer Design-Tour durchs Langenthal, etwa 30 Kilometer von Bern entfernt, inspirieren lassen. Hier sind einige sehr innovative Firmen ansässig und einige von ihnen führen ihre Produkte und Produktionsweisen gern interessierten Besuchern vor. Das Tourismusbüro von Bern bietet zu diesem Zweck seit etwa einem Jahr eine geführte Tour an, die ein Novum in der touristischen Vermarktung der Schweizer Hauptstadt und ihrer Umgebung darstellt. Das Interesse daran bestätigt die Initiatoren.

    Die Tour beginnt bei dem Schweizer Möbelbauer Girsberger, der in seinem Angebot und seinen Fertigungsweisen einen gekonnten Spagat zwischen Tradition und Avantgarde vollzieht. Neben zeitgemäßen Designermöbeln, vor allem Stühle und Bürostühle, hat sich die Firma auf die Fertigung hochwertiger Massiholzmöbel spezialisiert. Der Holzfachmann Beat Suter führt die Besucher erst einmal ins klimatisierte Holzlager. Zwischen wunderbar duftenden zersägten Eichen-, Buchen-, Ulmen- und Nussbaumstämmen erklärt er die Charakteristika der jeweiligen Hölzer und die Möglichkeiten ihrer Bearbeitung. Man kommt sich hier vor wie in einem riesigen Humidor, nur eben mit Baumstämmen statt Zigarren. In den hochmodernen Werkstätten werden aus dem Rohholz dann maßgefertigte Ess- oder Konferenztische für Kunden aus der ganzen Welt, aber auch Regale oder Schränke. Zurzeit lagert gerade ein etwa 400 Jahre alter Eichenstamm auf dem Firmengelände, der auf seine Verarbeitung wartet. Für so eine Rarität, die Girsberger nur erwerben konnte, weil der Baum krankt war, böten die Holzbearbeiter ihren ganzen Sachverstand auf, erzählt Beat Suter, um das „Besondere des Holzes, seinen Charakter herauszustellen“. Und sogar den Kunden für dieses außergewöhnliche Stück Holz suche man sich gezielt aus. Jemand, der das Produkt nicht wirklich zu schätzen weiß, sollte es auch nicht erhalten, meint Beat Suter, und es klingt, als würde er das auch wirklich so meinen. So ist das also: Das Produkt sucht sich seinen Kunden und nicht umgekehrt.

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    Tischplatte von und bei Girsberger

    Die Leidenschaft fürs Holz sprudelt aus Suter nur so heraus, wenn er von Eichen in Frankreich und Ulmen in Slowenien und ihrer jeweiligen Eigenart erzählt. Und es ist eine Freude, ihm dabei zuzuhören. Selbst für vollkommen Fachfremde lohnt sich eine Führung mit ihm – man wird Holz und Holzmöbel danach sehr wahrscheinlich mit anderen Augen betrachten.

    Ähnlich ergeht es dem Besucher nach der Besichtigung des Stoffherstellers Création Baumann, der seit 1886 Stoffe für die Raum-Innenausstattung gestaltet und selbst herstellt. Unter welchen Gesichtspunkten werden Stoffe heute kreiert, welche Materialien kommen zum Einsatz, welche Bearbeitungen, welche Techniken der Färbung und Bedruckung? Was sind neueste Entwicklungen und Anforderungen? Fragen wie diese werden bei einem Rundgang besprochen. Und bei einem Blick ins Designerbüro und in die Fertigungshallen erhält man durchaus Anregungen und Ideen auch für die eigenen vier Wände…etwa für Raumtrenner, Vorhänge, selbsthaftende Stoffe und und und…

    Vorhänge mit Leuchdioden 2

    Auch das kann man bei Création Baumann bekommen: Vorhänge mit Leuchtdioden

    Für die eigenen vier Wände allerdings im großen Maßstab ist dann die Firma Hector Egger Holzbau zuständig – wiederum ein Familienbetrieb, dessen Gründung ins Jahr 1909 zurück reicht. Diese Firma baut von der Berghütte bis zum mehrstöckigen Wohnhaus und zur Industriehalle alles, was man aus Holz bauen kann. In zwei gigantischen Hallen entstehen die Teile für die unterschiedlichsten Objekte mithilfe modernster Computersteuerung nach 3D-Plänen. Der Computer berechnet die Reihenfolge der Fertigung so, dass so wenig Holzabfall wie möglich entsteht. Die ca. 1 Million Euro teure gigantische Maschine, die so groß ist wie ein Sattelschlepper, sägt, hämmert, nietet, fugt und fräst alles in jeder beliebigen Größe genau nach Plan, bis am Ende ein fertiges Gebäude in Einzelteilen daliegt. Dabei produziert man hier keine Fertighäuser von der Stange, sondern nur Einzelanfertigungen. Das kann mal ein Bürohaus, mal eine Sporthalle oder eine Fußgängerbrücke sein.

    Natürlich wird kaum ein Besucher der Langenthal-Design-Tour hier gleich ein Haus in Auftrag geben. Aber Reiz und Sinn der Tour bestehen auch nicht im Einkaufen, sondern im Kennenlernen interessanter Betriebe und Produkte – und natürlich der Menschen, die dahinter stecken. Und man bekommt Einblicke in Bereiche und Produktionsweisen, die man sonst kaum je zu Gesicht bekommen würde. Das Angenehme dabei ist, dass diese Familienbetriebe hier eben nicht publikumsscheu sind, wie das bei den ganz großen Firmen der Fall ist. Im Gegenteil, man wünscht und freut sich über den Kontakt mit interessierten Besuchern und ist offen für Fragen.

    Das gilt ganz besonders auch für Hans Baumberger, den Exoten unter den „Designern“. Der gelernte Braumeister war vor einigen Jahren des Bierbrauens müde und verlagerte sich aufs Whisky-Brennen. Mit dem Vorwissen des Brauers – schon sein Urgroßvater hatte diesen Beruf – war das keine große Schwierigkeit, erzählt Baumberger – mal abgesehen von der finanziellen Vorleistung, die man natürlich für ein Produkt erbringen müsse, das man erst ca. 3-5 Jahre nach der Herstellung verkaufen kann.

    Whisky Brennerei 2

    Hans Baumberger vor seinem Langatun Whisky-Sortiment

    Baumberger kam auf die schöne Idee, die Whisky-Fässer im Voraus zu verkaufen, nicht nur zum Eigengebrauch, sondern auch als Wertanlage. So konnte er das nötige Geld für die Produktion einsammeln.
    Und mittlerweile gibt es im Langenthal sogar einen von dem englischen „Whisky-Papst“ Jim Murray mit hoher Punktzahl ausgezeichneten Single-Malt-Whisky mit dem fast schon irisch anmutenden Namen Langatun Old Bear –  Langatun ist eine frühe Form des Namens Langenthal. Von Baumberger erfährt man bei einem Besuch seiner Destillerie in einem historischen Kornhaus aus dem frühen 17. Jahrhundert alles Wissenswerte über das hochprozentige Getränk – und das Schöne ist, dass man Baumberger im Gegensatz zu manch irischem oder gar schottischem Whisky-Experten tadellos versteht…

    Autor: Robert Jungwirth

    Informationen und Empfehlungen:

    Bern erreicht man entweder mit dem Flugzeug oder mit der Bahn – ca. 1 Stunde von Zürich.

    Hotelempfehlung: Hotel Belle Epoque (****) sehr zentral gelegenes, neu renoviertes familiäres Hotel mit Jugendstilambiente. DZ 200-266 Euro. www.belle-epoque.ch

    Restaurantempfehlung: Kornhaus Keller. Schweizerische Küche in mittlerer Preislage in einem wunderbaren alten bemalten Kellergewölbe. www.bindella.ch/de/kornhauskeller.html

    Restaurant- und Hotelempfehlung Langenthal: Restaurant Bären. Hervorragende gehobene Küche in schönem historischen Ambiente. Das dazugehörige Hotel bietet u.a. schicke Design-Zimmer. www.baeren-langenthal.ch

    Sehr geschmackvolle Zimmer mit individueller Note und hochwertiger Ausstattungbietet bietet das Hotel L’Auberge in einer liebevoll renovierten alten Villa. Dazu gehört auch ein hervorragendes Restaurant. www.Auberge-Langenthal.ch

    Informationen über Bern: www.bern.com

    Die Ausstellung “Klee und Kandinsky” im Zentrum Paul Klee bei Bern ist bis zum 27. September zu sehen. Ab dem 21. Oktober wird sie im Münchner Lenbachhaus gezeigt. www.zpk.org

    Design-Tour Langenthal: www.bern.com/de/region/oberaargau/highlights-oberaargau/design-tour-langenthal

    Führungen durch die Destillerie Langatun gibt es übrigens auch für Einzelpersonen, jeden Samstag (außer Feiertage) pünktlich um 10 Uhr. Die Dauer beträgt 90 Minuten und kostet einschließlich Degustation CHF 20.

    Auch Whisky-Seminare und Whisky-Brenn-Seminare bietet Hans Baumberger an. www.langatun.ch

     Online-Reisejournal 2015