Archives 2015

  • Berghütten mit Noblesse – neue Hotels in Crans-Montana im Wallis

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    Chetzeron Hotel

    (Januar 2014) Der Weg nach Crans-Montana ist steil. 12 Minuten braucht die Standseilbahn Funiculaire von Sierre für die etwa 900 Höhenmeter auf das auf 1400 Meter gelegene Hochplateau. Dort haben sich die beiden Orte Crans und Montana zu einem Ort zusammengeschlossen. Verheißungsvoll weiß leuchten die Gipfel von unten. In Sierre im Rhone-Tal liegt derzeit kaum Schnee. Zunächst fährt die Funiculaire erst einmal durch Weinberge. Nicht gerade ein gewohnter Anblick für Winterurlauber. Der Chardonnay, den man hier anbaut, ist jedenfalls hervorragend, wie sich beim Abendessen herausstellt. Oben angelangt, präsentiert sich das von der Sonne beschienene Bergpanorama so eindrucksvoll, wie man es sich von unten vorgestellt hat, vielleicht sogar noch ein wenig eindrucksvoller. An die 200 Kilometer reihen sich hier 3000er und 4000er-Gipfel an Gipfel, vorausgesetzt die Sonne tut das ihre dazu. Darunter das 4500 Meter hohe Weisshorn, der 4357 Meter hohe Dent Blanche oder auch das Matterhorn mit seinen 4478 Metern. Ganz im Westen erhebt sich das Massiv des Mont Blanc bis 4810 Meter.

    Die Hauptblickrichtung von Crans-Montana aus ist gegen Süden über das nahezu unsichtbare Rhonetal hinweg. Und je weiter man noch nach oben fährt, desto imposanter wird der Ausblick; weshalb sich die Hotelpreise auch etwas nach Höhenmetern staffeln.

    In den vergangenen Jahren sind in Crans-Montana einige neue, bzw. renovierte Hotels hinzugekommen, die das ohnehin nicht gerade kleine Angebot (neben den zahlreichen Ferienwohnungen und -häusern) zweifellos bereichern. Vor allem legt man im Gegensatz zu anderen touristischen Destinationen in den Alpen hier viel Wert auf traditionelle Bauweisen, das heißt, man verwendet viel Holz und Stein. Selbst und gerade die Spitzenhotels von Crans-Montana sehen deshalb ein wenig aus wie große Almhütten – sehr noble versteht sich. Das Guarda Golf ist so ein Hotel. Golf deshalb, weil es direkt an einem der beiden Golfplätze des Ortes liegt. Crans-Montana, das im Winter Skifahrer anzieht, lockt im Sommer viele Golfer an. Nicht nur beim berühmten Omega European Golf Masters im September. Die beiden Plätze sind die höchstgelegenen Europas – der Ausblick auf die Berge tut das seinige, um das Golferlebnis hier zu einem besonderen zu machen.

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    Hotel Guarda Golf

    Das Guarda Golf ist ein Fünf-Sterne-Haus mit 24 Zimmern und Suiten, das bei aller damit verbundenen Perfektion und Professionalität des Services geradezu familiären Charme verströmt. Von dem schweizerisch-brasilianischen Ehepaar Felli vor fünf Jahren eröffnet und von ihm selbst liebevoll eingerichtet, erkennt man viel Sorgfalt im Detail, verbunden mit einem geschmackvollen weltläufigen Stil. Sehr chic ist der großzügige SPA-Bereich geraten mit edlen Materialien und phantastischer Beleuchtung. Der junge Hoteldirektor Simon Schenk, der das Haus seit einem knappen Jahr führt, setzt die persönliche Linie der Gründer geschickt fort. Man fühlt sich wohl an diesem Ort von Anfang an. Dazu tragen auch die kulinarischen Highlights des ebenfalls noch jungen Chefkochs Ronan Gaillard bei. Eine feine, kreative und geschmackvolle Küche bietet Gaillard, der sich über 14 Punkte im GaultMillau-Ranking freuen kann.

    Veršffentlichung nur gegen Honorar und Namensnennung

    Hotel Guarda Golf

    Viele der besten Köche in Crans-Montana kommen aus Frankreich. Dass in diesem Teil des Wallis französisch gesprochen wird, erleichtert den kulinarischen Brückenschlag offensichtlich. Auf gleichem Niveau wie Gaillard kocht im Le Crans, das ebenfalls vor ein paar Jahren eröffnet wurde, Pierre Crepaud. Dazu kommt im Le Crans-Restaurant noch der sensationelle Panoramablick auf die umliegenden Gipfel. Das Le Crans ist ebenfalls ein fünf Sterne-Haus mit jeweils gänzlich unterschiedlich eingerichteten sieben Zimmern und acht Suiten, inspiriert von berühmten Gebirgsregionen dieser Erde, wie dem Ural, den Rocky Mountains, dem Himalaya usw.

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    Hotel LeCrans Foto: Olivier Currat

    Wer es ein wenig zurückhaltender modern mag, der ist vielleicht im Crans Ambassador gut aufgehoben, ebenfalls ein Fünf-Sterne-Haus, wenngleich die Zimmer trotz beachtlicher Preise relativ klein sind. Und das, obwohl das Haus über nicht weniger als 1200 Zimmer verfügt.

    Das vielleicht spektakulärste Haus in oder besser über Crans-Montana hat gerade erst eröffnet, das Chetzeron. Der Schweizer Sami Lamaa hat eine ehemalige Gondelstation auf 2112 Meter Höhe in ein stylishes Refugium verwandelt, das aber dennoch nicht abgehoben wirkt. Böden und Möbel wurden aus Eichenholz der Umgebung von ortsansässigen Handwerkern gefertigt, die Steinarchitektur lässt das Haus von außen noch immer ein wenig wie eine Bergstation aussehen. Ihren Charme offenbaren das 16 Zimmer bietende Hotel und das Restaurant, das auch Tagestouristen einen angenehmen Aufenthalt zum Essen und Trinken bietet, erst aus der Nähe. Die Sonnenterrasse mit fantastischem Bergblick möchte man gar nicht mehr verlassen. In der Lobby kamen früher die Gondeln an, weshalb sich der Raum über zwei Etagen erstreckt. Lamaa hat die Struktur des Gebäudes bewusst erhalten.

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    Chetzeron Hotel

    Selbstverständlich kann man in Crans-Montana hervorragend Skifahren, es gibt zahlreiche Lifte und Bergbahnen bis zu einer Höhe von 3000 Metern, aber man muss nicht zwangsläufig auf zwei Brettern unterwegs sein. Man kann sich auch Schneeschuhe anschnallen und durch die verschneiten Höhen stapfen, was ebenfalls sehr zu empfehlen ist, wenn nicht gerade ein Schneesturm über die Berge pfeift, wie in unserem Fall, und man nicht mehr weiß, wo links und rechts ist.

    In jedem Fall bietet Crans-Montana abseits vom Massentourismus für gehobene Ansprüche ein sicher nicht ganz billiges, dafür aber sehr lohnendes Bergerlebnis. Und wenn das Wetter mal tatsächlich zu schlecht für outdoor sein sollte und man auch keine Lust auf Sauna und Wellness hat, ist der Besuch des neuen Kunstmuseums Fondation Pierre Arnaud im Ortsteil Lans sehr zu empfehlen. Die Stiftung des Kunstsammlers Pierre Arnaud stellte im vergangenen Jahr nicht nur einen phantastischen neuen Museumsbau in den kleinen Ort mit wunderbarem Ausblick, sie sorgt auch für hervorragende Ausstellungen auf höchstem Niveau, wie die noch bis zum 19. April zu sehende Ausstellung „Realismus – Symphonie der Gegensätze“. Realistische Kunst von schweizer Malern wird mit Werken von Künstlern aus Frankreich, Russland oder Deutschland, wie z.B. von Grosz, Dix oder Beckmann in einen beziehungsreichen Dialog gebracht. Dafür hat die Stiftung mit großem Aufwand zahlreiche Gemälde aus privatem Besitz und Leihgaben von europäischen Museen von Rang zusammengetragen.
    Rund 100 Gemälde, gruppiert in sechs thematische Abteilungen, reflektieren das Thema Realismus in der Kunst auf vielfältige Weise, stellen verschiedene Sprachen des Realismus’ gegeneinander und fragen, inwieweit es eine „realistische“ Malerei überhaupt geben kann. Eine unbedingt sehenswerte Ausstellung, jedem Besucher von Crans-Montana und Umgebung zu empfehlen.

    Robert Jungwirth

    Service-Angebot: Pro Übernachtung in einem Hotel in Crans-Montana gibt es eine Tageskarte für den Skilift gratis. Das Angebot gilt vom 15.3.-19.4.2015 für jede Übernachtung in einem Partner-Hotel oder –Appartement. Infos unter: www.crans-montana.ch/offresspecialescm

    Weitere Informationen:

    www.crans-montana.ch
    www.guardagolf.com
    www.lecrans.com
    www.chetzeron.ch

    Online-Reisejournal 2015

     

  • Mit Farbe und Phantasie: Die Auferstehung der chilenischen Hafenstadt Valparaiso

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    Die Hänge von Valparaiso

    Was wäre, wenn Friedensreich Hundertwasser nicht nur Häuser, sondern eine ganze Stadt gebaut hätte? Für den Chilenen Gonzales, der Tag für Tag Gäste durch das Haus Pablo Nerudas führt, des berühmten chilenischen Schriftstellers, der 1971 den Literaturnobelpreis erhalten hat, ist es keine Frage – sie sähe aus wie Valparaiso.

    Warum wie Valparaiso? Eine 300.000-Einwohner-Stadt, die auf mehr als vierzig Hügeln angelegt ist und in der sich viele Häuser finden, die außen mit Wellblech verkleidet sind – ein Material, das früher als Schiffsballast den Weg in die Stadt fand und das in den hellsten und grellsten Farben, die man sich vorstellen kann, angestrichen ist. Die Altstadt von Valparaiso, mit ihren bunten Häusern, die an steilen Hügeln kleben und zum Teil wirken wie Spielzeughäuser, hat etwas Pittoreskes. Vielfach wird erzählt, dass die Einwohner die Blechfassaden mit übrig gebliebener Schiffsfarbe gestrichen haben – und dass dadurch das Kunterbunt der Siedlungen auf den Hügeln zu erklären ist. Wie auf dem Cerro Alegre, dem Cerro Concepción oder dem Cerro Bellavista. Doch das ist vermutlich eine Legende. Denn die bunten Häuser, aber auch die faszinierende Graffitikultur in der Stadt, breiteten sich erst seit dem Jahr 1990 so richtig aus.

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    Die Straßen von Valparaiso

    Eine Stiftung, welche die Stadtentwicklung in der chronisch klammen Hafenstadt unterstützen wollte, setzte auf Open Air Kunst. Sie bot zwanzig Künstlern die Möglichkeit, Häuser und Wände zu gestalten. „Cielo Abierto“ – offener Himmel – so hieß das Projekt, das eine Initiative von Kunststudenten aufgriff, die bereits 1969 damit begonnen hatten, sich der Wände der Hafenstadt zu bemächtigen. Die zweite Generation der Maler und Sprayer wurden zu Beginn der 90er Jahre eingeladen, Straßen, Mauern und Treppen auf dem Cerro Bellavista zu verzieren, insbesondere die Gassen zwischen der Calle Ferrari und dem Plaza Victoria. Unter ihnen waren Künstler wie Garcia Barrios, Roberto Matta und José Balmes. Eine Initiative, die zahlreiche Nachahmer fand – auch Wohnhäuser und Autowerkstätten, Jugendherbergen und Cafés in Valparaiso schmücken sich heute mit Graffiti.

    Street Art hat in Valparaiso wenig mit Schmiererei und viel mit Kunst zu tun. Wobei die Graffiti-Kultur in Valparaiso auch Zeiten erlebte, in denen sie keineswegs offiziell gefördert wurde, sondern ein Zeichen des Widerstands war. Nach dem Militärputsch in Chile im Jahr 1971 waren die Medien von der Pinochet-Junta kontrolliert und wurden zensiert. Das heimliche Anbringen von Graffiti war eine Möglichkeit, Protest gegen die Regierung in die Welt zu schreien. Diese Zeiten sind gottlob vorbei – und Graffiti ist in Valparaiso inzwischen so anerkannt, dass es der Stadtverwaltung längst nicht mehr darum geht, sie zu bekämpfen. Sondern darum, sie zu fördern und zu steuern. Denn die Graffiti in Valparaiso sind längst eine Touristenattraktion.

    Mehrmals pro Woche organisieren junge Chilenen eine Graffiti Street Art Tour, bei der Graffiti-Highlights besucht werden, die von Szene-Größen wie Cekis, Horate, Grin, Saile, Inti, Chaquipunk, LRM, Fisek oder UnKolorDistinto erstellt wurden. Während der mehrstündigen Tour, so beteuern die Veranstalter, seien mehr als 200 Graffiti zu bewundern. Mit einigen der aktivsten Sprayer treffen sich die Graffiti-Spaziergänger auch zum Plausch. Graffiti hat schließlich die unterschiedlichsten Facetten. Es gibt Cartoons und comicähnliche Wandmalereien, abstrakte Bilder und surrealistische Werke. Wandbilder mit dicken Rändern und einfachen Farben haben oft politischen Hintergrund, sie waren einst ein Markenzeichen kommunistischer Künstler im Widerstand gegen Pinochet. Ebenfalls politisch inspiriert ist die Grafittiform Pixacao.

    Ihre Wurzeln liegen bei brasilianischen Künstlern, die gegen die sozialen Gegensätze in ihrer Gesellschaft ansprayten. Sie unternahmen halsbrecherische Aufstiege, um ihre Botschaften an besonders exponierten Stellen zu platzieren. Daneben gibt es Throw-ups, aufgeblasene Buchstaben, die zu Worten oder kurzen Sätzen geformt sind. Sind die Buchstaben so groß, dass die Wand komplett von ihnen bedeckt ist, spricht man von Blockbustern. Wem es nicht reicht, bemalte Wände, Mauern und Treppen und die wichtigsten Graffiti-Spielarten kennen zu lernen, der hat die Möglichkeit, bei einer nächtlichen Aktivtour selbst Hand anzulegen. In drei Stunden zum Künstler, so lautete das Motto der Graffiti-Aktiv-Tour. Spraydose und Schutzhandschuhe sind ebenso inklusive wie die Anleitung durch einen erfahrenen Sprayer.

    Doch der Reiz Valparaiso entsteht nicht allein aus den bunten Häusern und aus den allgegenwärtigen Graffiti. Die Stadt, die so schön ist, dass einem davon schwindlig werden kann, hat einen speziellen Zauber. Dieser entsteht aus ihrer Topographie, rührt aber auch daher, dass die Entwicklung in Valparaiso vor 100 Jahren fast stehen geblieben ist. Das lag am Ende des Salpeterbooms – eine Folge der Patentierung des Kunstsalpeters um das Jahr 1910 herum. Und mehr noch am Bau des Panamakanals im Jahr 1914. Im 19. Jahrhundert, vor dem Bau des Kanals, war Valparaiso der erste große Hafen nach der Umsegelung von Kap Hoorn. San Francisco und Valparaiso waren damals die beiden wichtigsten Häfen an der Westküste Südamerikas. Damit war es nach dem Bau des Kanals schlagartig vorbei.

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    An manchen Ecken der Stadt scheint die Zeit still zu stehen

    Die auf mehr als vierzig Hügeln angelegte Stadt, die nach einem Tsunami und einem Erdbeben im August 1906 gerade erst neu aufgebaut worden war, verfiel in eine Art Dornröschenschlaf. Valparaiso, eine Stadt, in der es vielerorts Treppen statt Straßen gibt und in der früher mehrere Dutzend Aufzüge von den unteren zu den oberen Stadtvierteln führten, verlor rasch an Bedeutung. Was den Vorteil hatte, dass vieles erhalten geblieben ist, weil das Geld für neue Projekte fehlte. Während Santiago de Chile geradezu explodierte und zu einer Sechs-Millionen-Einwohner-Metropole heranwuchs, stagnierte Valparaiso. Bis kurz nach dem Ende der Militärdiktatur mit dem Projekt „Cielo Abierto“ ein neues Selbstbewusstsein in der Stadt erwachte. Die Häuser wurden bunter und gepflegter, die ersten Hostels öffneten ihre Pforten.

    Im Jahr 2003 dann schließlich der Paukenschlag: Die Anerkennung Valparaisos als UNESCO–Weltkulturerbe. Damit setzte in der Hafenstadt ein Immobilienboom ein, bei dem manch einem schwindlig wird. Boutiquehotels und Edelrestaurants profitieren von der Neugierde der Besucher auf bunte Häuser, steile Treppen und verwegene Graffiti. Die traumhafte Lage der Stadt, die Besucher an San Francisco, Lissabon oder Salvador de Bahia erinnert, der Hafen, die gewaltigen Schiffe in der Bucht, die altmodischen Aufzüge, von denen 15 erhalten, aber derzeit nur vier in Betrieb sind, die Hügel voll bunter Häuser: All dies lässt sich in Valparaiso nicht nur in real erleben – es ist auch das Hauptmotiv vieler Wandmalereien, mit denen sich die zu neuem Leben erwachte Stadt inzwischen selbst feiert. Was für eine phantastische Wiederauferstehung!

    Rainer Heubeck

    Infos

    Anreise: LAN Airlines fliegt von Frankfurt über Madrid nach Santiago de Chile (www.lan.com, Tel. 0800/5600751).Eine Bus- oder Taxifahrt von Santiago nach Valparaiso dauert circa 90 Minuten.

    Infos zu Chile:

    Chilenisches Generalkonsulat / Prochile, Birgit Uthmann, Tel. 040 335835, Mail:
    birgit.uthmann@prochile-hamburg.de, www.chile.travel

    Infos zu Valparaiso:
    http://www.ciudaddevalparaiso.cl
    http://valparaisodecoleccion.blogspot.de/

    Graffititouren durch Valparaiso:
    http://graffiti.tourguideschile.com

    Deutschsprachige Führungen durch Valparaiso:
    http://www.myvalparaiso.cl

    Beste Reisezeit: Oktober bis April

    Online-Reisejournal 2015